Diese Frage ist nicht mit einem einfachen "Ja" oder "Nein" zu beantworten, da Emetophobie sehr komplex ist und sich unterschiedlich bei den Betroffenen zeigt. Beispielsweise kann nur eine der beiden Ängste, sich selbst zu übergeben oder damit konfrontiert zu werden, dass jemand anderes sich übergibt, vorkommen oder die beiden Ängste sind nicht gleich stark ausgeprägt.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Emetophobiker dem Wunsch nach einer eigenen Familie nachgegangen sind und dies auch nicht bereut haben. Oftmals berichten Eltern, bei den eigenen Kindern deutlich weniger Probleme zu haben, selbst wenn diese erbrechen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen nach wie vor Probleme bestehen. Es macht daher Sinn, sich mit dem Kinderwunsch kritisch auseinanderzusetzen, denn ein Kind löst nicht das Problem Emetophobie, im extremsten Fall verschlimmert es die Situation gar.
Deswegen ist es wichtig, im Vorlauf der Familiengründung so weit wie möglich an sich selbst zu arbeiten und auch die Bereitschaft zu entwickeln, sich fachliche Hilfe zu holen, wenn alles aus dem Ruder zu laufen droht. Um gegen die Emetophobie anzugehen, stehen vielfältige Wege offen und jeder muss den für sich passenden finden: Ist man ein Autodidakt, der sich selbst heilt? Hilft der Austausch mit anderen Betroffenen – in einer Selbsthilfegruppe vor Ort oder vielleicht im Internet? Bedarf es einer ambulanten oder stationären Therapie?
Nicht immer führt der erste Versuch zum Ziel. Am wichtigsten ist es, sich die Zeit zu geben, den eigenen Weg zu finden. Muss ich komplett geheilt sein, um Kinder zu kriegen? Insgesamt ist gar nicht so richtig klar, ob es eine „Komplettheilung“ überhaupt gibt. Denn: Wann genau ist man geheilt? Wenn die Angst nicht mehr den Alltag bestimmt oder erst dann, wenn man Erbrechen schön findet? Allerdings findet selbst ein Nicht-Betroffener den Akt des Erbrechens als nicht „schön“ und hat mitunter Ängste.
Eine Phobie ist auf jeden Fall ein ernstzunehmendes Problem, das je nach Schweregrad zu irrationalem Denken und impulsivem Handeln führen kann (z. B. die Flucht ergreifen, in Panik zu verfallen). Diese Probleme lösen sich nicht automatisch durch das Gefühl, Verantwortung für ein Kind zu tragen. Sinnvoll ist es daher, schon im Vorfeld ein Leben anzustreben, in dem Emetophobie und Phobophobie (Angst vor der Angst) nicht den Alltag beherrschen. Man sollte gelernt haben, einigermaßen gut mit der eigenen Angst und ggf. Panikattacken umzugehen und möglichst in der Lage sein, auch in „bedrohlichen“ Situationen rational zu entscheiden und zu handeln.
Wenn man ehrlich zu sich selbst ist und sich nicht tief im Inneren der Gedanke versteckt, dass „ein Kind alle Probleme schon lösen wird“, sollte man dem eigenen Gefühl vertrauen, bereit für ein Kind zu sein.